Sanierungsstau in Stutensee

Defekte Tür

Beitragsbild: Martin Strohal

Von Martin Strohal | 23.09.2024 10:13 | 7 Kommentare

Schulzentrum, Altes Rathaus Friedrichstal, Dreschhalle, Oskar-Hornung-Haus – die Liste der baulichen Sanierungsfälle in Stutensee ließe sich problemlos weiter fortsetzen. Zuletzt sind die Sanierungen alter Deponien und das Wasserwerk in Friedrichstal dazu gekommen. Wieso liegt in Stutensee so viel im Argen? Was tut die Stadtverwaltung dagegen, welche Möglichkeiten hat sie? meinstutensee.de hat mit Baubürgermeisterin Tamara Schönhaar darüber gesprochen.

Anmerkung der Redaktion: Das Gespräch fand vor Beginn der Sommerferien im Rathaus statt. Die Probleme am Michaeliskindergarten und der Büchiger Sporthalle waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Wie pflegt die Stadt ihre Gebäude?

Als privater Hausbesitzer legt man im Idealfall jedes Jahr etwas Geld zur Seite, um notwendig gewordene Reparaturen zügig beseitigen zu können. Vielleicht untersucht man das Gebäude auch regelmäßig auf mögliche Schäden, um größeren Problemen vorzubeugen. Wie macht das die Stadtverwaltung? Hat sie alle eigenen Gebäude im Blick? Warum passiert dann häufig scheinbar nichts?

“Für jedes Objekt sind im städtischen Haushalt zwischen 1.500 und 3.000 Euro im Jahr für kleinere Sanierungen vorgesehen”, erläutert Tamara Schönhaar, Baubürgermeisterin der Stadt Stutensee. “Außerdem hat jedes Objekt Wartungsverträge.”

Diese Beträge reichen nur für kleine Reparaturen, nicht für größere Baumaßnahmen. Diese müssen vom Gemeinderat beschlossen werden. Hier kommen zwei beschränkende Faktoren ins Spiel: Geld und Zeit. Der städtische Haushalt bietet nur eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten, so dass Prioritäten gesetzt werden müssen. Die Mitarbeitenden im Baudezernat können nur eine gewisse Zahl an Großprojekten gleichzeitig betreuen. Zusätzliche Stellen hingegen wirken sich wieder auf die Finanzen aus.

Prioritätenliste wird gebraucht

“Bislang wurde keine wirkliche Strategie entwickelt”, so Schönhaar. Das solle sich nun ändern. Gemeinsam mit dem Gemeinderat soll eine Prioritätenliste über alle Sanierungs- und Infrastrukturprojekte erstellt werden, die dann der Reihe nach abgearbeitet wird.

“Ohne beschlossene Strategie rutscht immer wieder etwas hinten runter”, so Schönhaar. “Investiere ich in das Oskar-Hornung-Haus oder in das Kerns-Max-Haus? Oder fasse ich die Alte Schule in Spöck an? Die Dreschhalle in Staffort hätte auch gern noch einen neuen Boden.” Wenn solche Diskussionen im laufenden Haushaltsjahr und ohne Prioritätenliste auftreten würden, koste das unfassbar viel Kraft. “Es geht weg vom Fachlichen hin zum Politischen.”

Erste Schritte sind bereits gemacht: Im Straßenbereich wird der Zustand aller Straßen seit zwei Jahren mit Hilfe eines entsprechenden Fahrzeugs regelmäßig dokumentiert. So werde jeder Schaden festgehalten und bewertet. Dies könne als Grundlage für Sanierungen genutzt werden, und bei ganzheitlicher Betrachtung könnten auch direkt Kanal- und Trinkwasserleitungen berücksichtigt werden.

Personal ist schwer zu finden

Wann in Stutensee wieder alles auf Stand ist, will Schönhaar nicht vorhersagen. Das hänge auch vom Personal ab. Selbst wenn der Gemeinderat Stellen bewillige seien Besetzungsverfahren aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels derzeit sehr langwierig. Im Hochbaubereich seien aktuell drei Stellen zu besetzen, was auch zu Verzögerungen führe.

Großer Gebäudebestand

Herausforderung sei zudem, dass es in jedem Stadtteil eine größere Anzahl kommunaler Gebäude gebe. Schönhaar würde einen kleineren Bestand vorziehen, der besser ausgelastet und in gutem Zustand ist, sagt sie. Das sei aber eine politische Grundsatzentscheidung, die zu treffen wäre. Generell müsse man zum “Stutensee-Denken” kommen, so Schönhaar. “Wir sind eine Stadt, überall muss es funktionieren.”

Aufgaben bei der Projektbetreuung

Im Baudezernat sind zwei Techniker und zwei Architekten beschäftigt, aufgeteilt in “Team Nord” und “Team Süd”. Einer der Architekten arbeite beispielsweise zu 60 bis 70 Prozent seiner Arbeitszeit an verschiedenen Projekten: Sanierung Kita St. Josef, Brandschutz der Friedrich-Magnus-Schule, Haushaltsmittelanmeldung für das kommende Jahr, Vorbereitung des Baubeschlusses für die Theodor-Heuss-Grundschule und Bau der Naturkindergärten. Zehn Prozent seiner Zeit fließen in die laufende Verwaltung von der sachlichen Prüfung von Rechnungen, Koordination und Steuerung der Projektbeteiligten, Überwachung des Budgets und Dokumentation.

Wenn diese Person beispielsweise krankheitsbedingt ausfalle, führe das zu Problemen, macht Schönhaar deutlich. Die Aufgaben würden dann auch über die Führungskräfte verteilt, die dadurch weniger Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben hätten.

Ein großer Aufgabenblock sei auch der Neubau der Stafforter Mehrzweckhalle: Pro Tag seien 20 bis 30 Mails zu sichten, regelmäßig fänden mehrstündige Termine auf der Baustelle statt, gegenüber den Fördergebern Bund und Land müsse regelmäßig Rechenschaft abgelegt werden, gelegentlich kämen diese auch zur Besichtigung der Baustelle.

Bei der anstehenden Sanierung des Schulzentrums werde ein Mitarbeiter über mehrere Jahre komplett gebunden sein, sobald es losgehe, schätzt die Baubürgermeisterin.

Wichtig, aber nicht dringend

Warum bestimmte Gebäude in ihrem derzeitigen Zustand sind, müsse jeweils im Einzelfall betrachtet werden. Man könne nicht sagen, dass etwas absichtlich auf Verschleiß gefahren werde. Der Gemeinderat setze die Prioriäten. Manche Dinge seien wichtig, aber nicht dringend – wie die Rekultivierung der Deponien, weil das Landratsamt öfters zu Verschiebungen bereit gewesen sei.

Wenn Projekte außerplanmäßig bearbeitet werden, würden dafür andere nicht oder nicht vollständig bearbeitet und verzögerten sich – Beispiele hierfür seien Sanierung und Umbau der Kläranlage sowie die Wasserenthärtung. Manche Projekte versucht die Verwaltung trotzdem zusätzlich durchzuziehen, was zu vermehrten Überstunden führe oder zu Fehlern wie zum Beispiel bei der Ausschreibung der Naturkindergärten.

Der wichtigste nächste Schritt sei somit, eine Reihenfolge in Form einer Prioritätenliste zu erstellen, so Schönhaar, möglichst ohne dass diese durch Außerplanmäßiges, wie zuletzt das Spöcker Hallenbad oder die Dreschhalle, wieder durcheinander gebracht wird.

forum Kommentare

Andreas Haßmann

Es reicht halt nicht überall nur Pläne zumachen und Büros zu beauftragen und dann nichts durchzuziehen.
Ich bin mittlerweile der Meinung dahinter steckt entweder ein System, oder man muss es so hart sagen Unvermögen.
Es wurde z.b.sehr viel Geld und Personal für die Schließung Schwimmbad Spoeck ausgegeben. Rechtsproffessor Ing.Buero ,Personal usw.
Kindergarten St.Josef seit 2018 nur Planungen,Beschluss und Versprechungen der Stadt, aber immer noch kein Baubeginn.
EV.Kindergarten Blankenloch Wasserschaden seit Mai, jetzt alles verrammelt alle Fenster zu ,Vorhänge haengen, so wuchert der Schimmel ungehindert weiter ,Folgekosten steigen wegen Untätigkeit.
Maiblumenweg 1,
im März und April Schadensmeldung meinerseits zerborstene Scheiben lose Ziegel.Keine Reaktion.
Im Aug erlaubte ich mir Untätigkeits Beschwerde gegen unsere Baubm.einzureichen.
Mittlerweile sind Ziegel ersetzt,die Scheiben fehlen seit fast 2 Jahren.im Bad.
Es ist eine Schande für Stutensee wie Bedürftige Bürger untergebracht sind.
Kleinigkeiten wie defekte Kellerfenster in Friedrichstal werden auf eine Liste gesetzt ,anstatt die üblichen Hausfirmen mit einem Anruf(Ausschreibungen werden eh nicht gemacht) zu beauftragen. 5 min Aufwand.
Zum Geld
Wir haben 3 Millionen bei EnBW Netze angelegt, d.h.am Geld kann es nicht liegen und der Gemeinderat stimmt in Notfällen auch sofort zu.
Und warum verlässt so viel Personal die
Stadtverwaltung?
Dies jetzt aus dem Stehgreif kann noch beliebig weitermachen.
Auf meine Frage in der Gemeinderatssitzung Juni :
Welche Arbeiten wurden in den letzten 5 Jahren geplant,vom Gemeinderat verabschiedet und fertiggestellt.
Ich erhielt keine Antwort.(Nur einen bösen Brief.)
Es war ein Gesamtbudget von über 330 Millionen Euro vorhanden.

Daniel

Seit heute ist nun auch die Mensa geschlossen. Finanziell gesehen sicherlich sinnvoll. Daher vielleicht tatsächlich mit System. Was auch immer der Grund ist, ein Armutszeugnis ist es auf jeden Fall für eine Große Kreisstadt.

Redaktion meinstutensee.de

@Daniel – bitte nicht die Themen vermischen. Die Mensa ist wegen plötzlichem Personalmangel geschlossen. Wenn sich eine Arbeitskraft spontan krankmeldet, kann die Verwaltung auch nicht zaubern. Das hat nichts mit dem Baubereich zu tun, um den es in diesem Artikel geht.

Andreas Haßmann

Stichwort Mensa
Seit mehreren Jahren löst sich das Netz vom Vollwärmeschutz ,
nicht vollflächig eingespachtelt.
Abnahmefehler.
Schon bei der Bürgerwerkstatt 2018 merkte einer der Teilnehmer (Sicherheitsingenieur) an, dass die Entrauchung so nicht funktionieren könne.

Daniel

@redaktion: Da scheinen Sie besser informiert zu sein als meine Kinder, die mir etwas anderes berichtet haben.

Andreas Haßmann

Nachtrag Mensa
Folgeschäden durch gefrierende
Feuchtigkeit drohen.
Weiteres:
Kirchplatz Blankenloch erste Platten des barrierefreie Weges seit Jahren def.Stolpergefahr wie sieht es aus mit Gewährleistung dürfte schon bald abgelaufen sein, gleiches beim Weg gleicher Art beim Rathaus.

MfG☆☆

Herr Haßmann, ich denke die Fragen, warum wenig bis gar nichts mehr funktioniert in der Verwaltung und warum so viele Mitarbeiter die Stadt verlassen, hängt mit einer gewissen Überforderung der obersten Verwaltungsspitze zusammen.
In Stutensee läuft es eigentlich wie in weiten Teilen des Landes, nur halt noch deutlich schneller. Vor wenigen Jahren war Stutensee noch das Aushängeschild des Landkreises, also hat man in den letzten 5-6 Jahren zumindest große Schritte gemacht, wenn auch in die verkehrte Richtung.