Hohe Umweltbelastung und Gefahr durch Holzöfen

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Beitragsbild: lawjr/pixabay.com

Von Mirjam Müller | 29.10.2022 13:49 | 8 Kommentare

Experten werfen Stadt Stutensee Untätigkeit vor

Das Heizen mit privaten Holzöfen soll die Feinstaubbelastung alarmierend erhöhen und eine reelle gesundheitliche Gefahr für Anwohner:innen darstellen. So die Analyse von KIT-Professor Achim Dittler und Max Weiß vom Unternehmen Palas. Die Stadt verweist auf die eingehaltenen Grenzwerte.

Max Weiß ist Geschäftsführer der Palas GmbH, eines Karlsruher Unternehmens, das unter anderem Geräte zur Feinstaubmessung herstellt. Professor Achim Dittler ist Leiter der Arbeitsgruppe Gas-Partikel-Systeme am Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik des KIT. Beide veröffentlichen regelmäßig ihre Erfahrungen, Messergebnisse und Bedenken über die Luftqualität in Stutensee. Dadurch aufmerksam geworden, griffen weitere Medien das Thema auf und berichteten darüber.

Durch die vermehrte Nutzung von privaten Holzöfen würden in den Zeiten, in denen regelmäßig besonders viel geheizt werde, die Emissionswerte besorgniserregend überschritten, so Dittler. Ihm zufolge sei dies gesundheitsgefährdend und somit die Stadt in der Pflicht zu handeln. Bei der Verbrennung von Holz werden unterschiedliche Schadstoffe freigesetzt, die durch unzureichende oder falsche Luftzufuhr verstärkt gebildet werden unddie Nachbarschaft gefährden können. Wenn sich das Holz darüber hinaus nicht zum Verfeuern eignet, weil es beispielsweise zu nass oder mit Lacken behandelt ist, steige die Belastung um ein Vielfaches, so der KIT-Wissenschaftler.

Weiß und Dittler sind der Meinung, dass eine regelmäßige Überprüfung der tatsächlichen Luftbelastung stattfinden müsste. Ihre Messungen hätten ergeben, dass dringender Handlungsbedarf bestünde. Beide fordern konkrete Maßnahmen der Stadt Stutensee und werden dabei von besorgten Anwohner:innen unterstützt. Diese sollen bereits Beschwerde bei der Stadt eingelegt haben.

Die Stadtverwaltung wollte sich mit Verweis auf personelle Engpässe meinstutensee.de gegenüber zu dem Sachverhalt nicht äußern. Anders bei den Badischen Neuesten Nachrichten. Der Karlsruher Tageszeitung zufolge sehe die Stadt derzeit keinerlei Handlungsbedarf. Nach den konkreten Beschwerdefällen hätte die Verwaltung den Bezirksschornsteinfeger mit der Überprüfung beauftragt. Dieser habe bis jetzt keine Auffälligkeiten feststellen können.

Weiß kritisiert, dass diese Messungen nicht den tatsächlichen Belastungen entsprächen. Eine Prüfung werde üblicherweise nicht im laufenden Betrieb abgehalten und bei Neugeräten sei grundsätzlich keine Überprüfung notwendig. Daher wären die Werte der Stadt nicht aussagekräftig und könnten nicht zur Beruhigung der betroffenen Anwohner:innen beitragen.

Diese erhoffen sich, dass die Verwaltung ihren Bitten und dem Drängen der Experten nachgibt und regelmäßige Messungen unter realen Bedingungen beauftragt. Dittler und Weiß sind überzeugt, dass diese eine zu große Feinstaubbelastung aufzeigen würden. Dadurch müsste die Stadt reagieren und Lösungen suchen. Beispielsweise sei bei anderen Heizungsarten oder auch Autos eine Abgasreinigung verpflichtend, welche etwa für Komfortöfen nicht gelte.

forum Kommentare

Daniel M

Herr Dr-Ing. Dittler ist zu dem Thema “Holzofengate” – wie er es bezeichnet – ja bereits bei Gemeinderat und Landtag zu Leibe gerückt (zur Erinnerung: https://stutensee.ris-portal.de/web/guest/sitzungen?p_p_id=RisSitzung&p_p_lifecycle=2&p_p_state=normal&p_p_mode=view&_RisSitzung_resource=singleDocument&_RisSitzung_schriftgutId=770223&inheritRedirect=true).

Nun durften geneigte Hörer im Deutschlandfunk – und damit weit über unsere Stadtgrenzen hinaus – seiner Kritik an “handbeschickten Einzelraumfeuerstellen” lauschen, wobei im Beitrag (Minute 2:30) unser Stutensee explizt unrühmliche Erwähnung findet:
https://www.deutschlandfunk.de/bei-holzoefen-aufpassen-auf-feinstaub-und-co2-achim-dittler-kit-dlf-07f2a94e-100.html

Andreas Haßmann

Seit zehntausenden Jahren wird auf der Welt Holz verbrannt. Die Menschheit müßte schon ausgestorben sein.
Bei jedem Rasenmähen ,Staubsaugen usw wirdFeinstaub erzeugt .
Wo liegt jetzt hier in diesem Gebiet der Fehler ?
Zu starke Verdichtung durch die Investoren ?
Bei der Stadt,welche diese Verdichtung vielleicht gewollt oder geduldet hat und dazu noch Holzfeuerung nicht verboten hat?
Beim Beschwerdeführer ,welcher trotz überragender Fachkenntnis sich in diesem Gebiet eingekauft hat ?
Beim bösen Nachbarn, welcher eventuell falsch heizt und nicht erfrieren will ?
Dieser stellt vielleicht im Notfall dem Beschwerdeführer eine Wärmeinsel zur Verfügung.
Wenn ich eben aufs Land ziehe, muß ich mit verschiedenen subjektiven Belästigungen rechnen, wie Holzfeuerung, Kirchenglocken, Kuhglocken und Misthaufen.

-M.H.-

“Seit zehntausenden Jahren wird auf der Welt Holz verbrannt. Die Menschheit müßte schon ausgestorben sein.”
Ich fürchte, das ist nicht wirklich ein Argument. Die Lebenserwartung unserer Vorfahren vor 10.000 Jahren lag wohl so zwischen 20 und 40 Jahren. Das könnte auch mit daran gelegen haben, dass die Menschen damals ein offenes Feuer in ihrem Wohnzimmer hatten.

Andreas Haßmann

Das ist sehr wohl ein Argument , ich persönlich heize seit über 30 Jahren nur mit Holz (ohne Zusatzheizung), Meine Großeltern und Urgroßeltern auch (wurden schon damals über 85 Jahre).
Vielleicht lag das geringe Alter auch an Mangelernährung und schlechter medizinischer Versorgung.
Man kann immer alles schlecht reden, wenn man persönlich eine andere Meinung hat.
Und solange Urwälder brennen oder ein Ukrainekrieg tobt, mit unvergleichlich mehr Emissionen, brauchen wir uns in Deutschland bestimmt nicht mit einem Verbot von Holzfeuerung beschäftigen.

-M.H.-

Huch, was rede ich denn schlecht?
Meine Meinung zu dem Thema habe ich doch gar nicht geäußert?
Mir ging es nur um Ihr für mich fragwürdiges Argument. Im übrigen habe ich mit voller Absicht “Das könnte auch MIT…”geschrieben.
Die brennenden Urwälder oder der Krieg in der Ukraine sollten uns meiner Meinung nach nicht davon abhalten, vor unserer eigenen Haustür zu kehren. Auch kein Argument für mich………..

Übrigens, bin ich nicht für ein Verbot der Holzfeuerung.

Privatier

Die Löensungen für das Problem der Abgasreinigung von Holzheizungen sind doch schon seit Jahren auf dem Markt. Herr Dittler sollte sich mit den Arbeiten seines ehemaligen Kollegen Dr. Hanns-Rudolf Paur beschäftigen, der bereits 2011 mit dem Umweltpreis der Sparkassenstiftung für seine Lösungen ausgezeichnet wurde und weitere Innovationspreise der IEEE, der Technologiefabrik Karlsruhe, der Sparkasse Pforzheim und den Neulandpreis des KIT erhielt.

maction

Hallo Herr Haßmann, während ich ihre kritischen Anmerkungen und Fragen meist schätze, sind ihre Ausführungen zum Thema “Holzöfen” leider weder differenziert noch zutreffend. Vielmehr scheinen die teils polemischen Ausführungen dem Prinzip “betroffene Hunde bellen” zu folgen.

Aber schauen wir etwas differenzierter auf die Äpfel und Birnen…
1. Holzverbrennung ist regenerativ, aber nach allgemeiner Bewertung (z.B. durch das MBUV) nicht klimaneutral.
2. Bei der Holzverbrennung entsteht Feinstaub. Staubsaugen, Rasenmähen, usw. wirbelt bereits bestehenden Staub auf.
3. Holzverbrennung über Jahrtausende macht diese nicht per se richtig oder falsch. Aber was für ein paar Höhlenbewohner funktionierte, kann in heutigen Ballungsräumen problematisch und damit falsch sein.
4. Der Verzicht auf eine Holzverbrennung führt nicht zum Erfrieren – es gibt Alternativen.
5. Luftverschmutzung und Lärm sind nicht subjektive, sondern objektive Probleme.
Aber der beste Äpfel-Birnen-Mix ist der Vergleich von Holzverbrennung mit Misthaufen. ;-)

Andreas Haßmann

Hallo

In meinem über 250 Jahre alten Haus wird schon jeher mit Holz geheizt und jeder hat eben andere Ansichten dazu.
zu 1 Die Holz und Pellet Verbrennung wird staatlich gefördert.

zu 2 Dem Körper wird es egal sein welchen Feinstaub er aufnimmt

zu 3 Ich glaube mal hier wird auf sehr hohem Standard gemeckert ,es gibt Bevölkerungsteile welche nicht im hohen 4stelligen oder 5 stelligen Einkommensbereich liegen und auf Holzheizung angewiesen sind.
Wieviel Prozent heizen in Deutschland mit Holz ?

zu 4 Dies erzählen Sie mal den Bewohnern von z.B . Lesotho auf 3000m Höhe , da gibt es nicht so ein gesichertes warmes Nest wie in Deutschland. So gibt es noch dutzende Länder auf der Welt. Auch in den spanischen Dörfer wird mit Holz geheizt ,und diese sind teilweise dichter bebaut als deutsche Neubaugebiete.
Da gibt es keine Fernwärme oder Gasnetze.
Wie sollen diese Länder nach ihrer Auffassung heizen ?

zu 5 Es sind sehr wohl subjektive Probleme ,denn nicht jeder hat die gleiche Wahrnehmung z.B. Raucher

zu 6 Den Misthaufen rieche ich das ganze Jahr , die Holzverbrennung nur in einem Teil des Jahres und wenn ich das Fenster, bei entsprechender Windrichtung schließe, gar nicht.

Man muß sich eben mit den Gegebenheiten arrangieren.
Es gibt bestimmt dringendere Probleme wie eine Holzheizung im Büchiger Neubaugebiet,welche der zuständige Kaminkehrer und andere für zulässig befunden haben.
Und wir sind in diesem Gebiet nicht in einer Großstadt.